Der Chef des NDB Dussey gibt im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» Auskunft über sicherheitspolitische Herausforderungen der Schweiz.

NDB Chef: «Die Schweiz hat mehr radikalisierte Junge als der Rest von Europa».

Der Schweizer Geheimdienst, also der Nachrichtendienst des Bundes (NDB), hat momentan alle Hände voll zu tun.

Krieg in der Ukraine, dem Konflikt im Nahen Osten, jihadistisch motivierten Attentaten in Europa und intensiver Spionagetätigkeit, besonders aus Russland und China.

Über den Fall des russischen Agenten, der in Bern Scharfschützen-Munition gekauft haben soll, will Dussey nicht im Detail Auskunft geben: Der Fall liege jetzt bei der Bundesanwaltschaft. Er weist auf ein Dilemma des NDB hin: «Wir müssen diskret agieren, aber gleichzeitig müssen wir transparent sein, um das Vertrauen der Bevölkerung zu behalten.»

Dabei beklagt sich der NDB-Chef über «unzureichende Personalressourcen» und «erhebliche strukturelle Mängel», besonders im Kontext der schwierigen Lage. Zu den vielen Kündigungen sei es jüngst gekommen, weil man sich in einer internen Transformation befinde – diese sei jedoch nicht ausreichend und die Fähigkeit der Schweiz, Bedrohungen für die Sicherheit und für die Bewohner zu erkennen und zu verhindern, habe sich verschlechtert. Der Sicherheitsdienst müsse darum gestärkt werden.

Zur Bedrohung durch jihadistischen Terror sagt Dussey, in der Schweiz gebe es «überdurchschnittlich viele Fälle von radikalisierten Jugendlichen im Vergleich mit anderen europäischen Staaten». Das Problem habe sich in den letzten Monaten in ganz Europa verstärkt. Und: Die Verhafteten seien sehr jung, oft sogar noch minderjährig.