Eine Studie der ZHAW zeigt: Journalisten schätzen sich hierzulande als wesentlich linker ein als die Gesamtbevölkerung. Färbt das auf die Berichterstattung ab?
Männlich, in der Schweiz geboren, konfessionslos, Hochschulabgänger und politisch links der Mitte: Das ist laut einer Studie der ZHAW der durchschnittliche Journalist in der Schweiz.
Die Befragten schätzten sich selbst wesentlich linker ein als die Gesamtbevölkerung. 75,7 Prozent gaben an, «ganz links oder eher links» zu sein. In der Gesamtbevölkerung beläuft sich der Wert auf 33,6 Prozent. Was hingegen bei beiden Gruppen gleich ist: Frauen ordnen sich weiter links ein als Männer.
Auch in Bezug auf Abschlüsse und ethnische Herkunft heisst es in der Erhebung, die Medienbetriebe seien wenig divers. 80 Prozent der Befragten geben an, einen akademischen Abschluss zu besitzen und 87 Prozent sind in der Schweiz geboren. Immer wieder taucht in Kommentarspalten und sozialen Medien der Vorwurf auf, die mediale Berichterstattung sei zu links. Und das, obwohl eine Studie des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) zum Ergebnis kommt: Besonders die grossen Medien berichten vielfältig und politisch ausgewogen (sic!).
SRF sagt auf Anfrage, dass die Schweizer Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt im Angebot des Schweizer Radios und Fernsehens hör- und sichtbar gemacht werde, so laute auch der Auftrag vom Bund. Bezüglich der Studienresultate zur politischen Haltung der Medienschaffenden heisst es: «Die Daten beziehen sich auf die politische Selbsteinschätzung der Journalistinnen und Journalisten, nicht auf die journalistische Arbeit. Für alle Mitarbeitenden der SRF-Redaktionen gelten die publizistischen Leitlinien, die zu Sachgerechtigkeit, Vielfalt und Unabhängigkeit verpflichten.»
In der Studie heisst es schliesslich, dass sich durch eine Befragung nicht beurteilen liesse, ob die fehlende Diversität, unter anderem in der politischen Haltung, Auswirkungen auf die Art der Berichterstattung hätte.