Ein Kosovare (60) steht am Mittwoch in Muttenz BL vor Gericht, weil er seine Schwiegertochter getötet haben soll. Bei der Tat soll auch die Familienehre eine Rolle gespielt haben.
Ein Kosovare muss sich wegen Mordes an seiner Schwiegertochter vor Gericht verantworten. Zuvor wollte die Familie des Mannes erreichen, dass die Ehefrau des Sohnes in den Kosovo abgeschoben wird und das gemeinsame Kind des Ehepaars in der Schweiz bleibt.
Ein heute 60-jähriger Kosovare muss sich am Mittwoch wegen Mordes im Strafjustizzentrum in Muttenz BL vor Gericht verantworten.
Seine zum Tatzeitpunkt 24-jährige Schwiegertochter, die er ermordet hat, war 2015 aus dem Kosovo in die Schweiz gezogen. Die Ehe zwischen der Frau und dem Sohn des mutmasslichen Täters begann unter schwierigen Umständen: Der Mann soll sie geheiratet haben, nachdem seine ursprüngliche Verlobte kurz vor der Hochzeit abgesprungen war. Dies soll er seiner Ehefrau jedoch verschwiegen haben, wie es in der Anklageschrift heisst.
Nachdem die Frau in die Schweiz gezogen war, lebte das Paar zunächst bei den Eltern des Mannes. Diese sollen starken Einfluss auf die Beziehung der beiden ausgeübt haben. Später zog das Ehepaar in eine eigene Wohnung, trotzdem gab es weiterhin Konflikte zwischen den Eheleuten, aber auch zwischen der Frau und den Schwiegereltern.
Es wurde geplant, die Frau in den Kosovo abzuschieben, während das gemeinsame Kind des Ehepaars in der Schweiz bleiben sollte. Der Vater des Mannes soll seinen Sohn angewiesen haben, heimlich Beweise gegen die Frau zu sammeln, um sie bei einer Trennung als schlechte Mutter und als «psychisch krank» darzustellen.
Im Juni 2020 eskalierte die Situation. Nach einem Streit über Misshandlungen durch ihren Ehemann und das Zurückhalten ihres Ausweises suchte die Frau die Wohnung ihres Schwiegervaters auf, um Antworten zu erhalten. «Ich bin nicht schuld, dass du mich mit deinem Sohn verheiratet hast», soll die Frau gesagt haben.
Während des hitzigen Gesprächs soll sie ihren Schwiegervater mit Vorwürfen konfrontiert haben, dieser soll mit Beschuldigungen reagiert haben. Als sie ankündigte, zur Polizei zu gehen, soll der Mann endgültig den Entschluss gefasst haben, sie zu töten, unter anderem um die Ehre der Familie zu wahren und seinen Sohn vor Unterhaltszahlungen zu schützen.
Der Beschuldigte drängte seine Frau und seinen Enkel aus der Wohnung, um ungestört zu sein. «Bitte, bitte», soll die Ehefrau des Beschuldigten gesagt haben, um ihren Mann zu beruhigen, dieser schloss jedoch nur die Wohnungstür ab.
Mit einem Messer soll der Mann dann seine Schwiegertochter angegriffen haben. «Wer bist du? Du hast meine Familie kaputt gemacht!», soll der Mann geschrien haben. Die Schwiegertochter wiederum schrie: «Er bringt mich um!» Sie versuchte mit Händen und allem, was sie hatte, die Messerattacken abzuwehren.
Trotz ihrer verzweifelten Bitte, ihren Sohn ein letztes Mal zu sehen, setzte der Mann seinen Plan fort. «Ich bin überall gelöchert worden, ruft die Polizei», soll die Frau noch kurz vor ihrem Tod geschrien haben. Schliesslich hat der Beschuldigte der Frau tödliche Verletzungen im Kopf- und Halsbereich zugefügt.